Mann 150 SoSe 25 (10) Schöll

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Medienaktionen
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Prof. Dr. Julia Schöll (TU Braunschweig)
Der „ignorierte Jahrhundertroman“: Joseph und seine Brüder

In seiner Dankesrede zur Verleihung des Thomas Mann-Preises 2008 nennt Daniel Kehlmann den Romanzyklus Joseph und seine Brüder ein „ungelesenes Hauptwerk“ und einen „ignorierten Jahrhundertroman“. Und tatsächlich ist dieser vierbändige, im Druck fast 2000 Seiten umfassende Text vielleicht der unbekannteste unter den großen Romanen Thomas Manns. Begonnen 1926 in München, fortgesetzt erst im Schweizer, dann im US-amerikanischen Exil, ist Joseph und seine Brüder ein Roman seiner Zeit – und zugleich das zeitübergreifendste, ja zeitloseste seiner Werke. Thomas Mann schreibt darin die Josephserzählung des Alten Testaments neu, indem er diese Geschichte als eine Menschheitsgeschichte erzählt, die weit über die Grenzen der jüdischen Kulturgeschichte hinausweist. Zugleich gelingt Thomas Mann das Kunststück, diesen Text ganz auf die eigene Gegenwart zu beziehen, auf den Nationalsozialismus, der ihn aus der Heimat vertrieben hat, und auf die USA, auf die Thomas Mann große Hoffnung im Kampf gegen das NS-Regime setzt.

Referent/in:

Prof. Dr. Julia Schöll (TU Braunschweig)